Am 25. Mai fand in Lam die Abschlussübung zum Lehrgang „Gefährliche Stoffe - Technik“ statt. Der Lehrgang findet alle drei Jahre auf Inspektionsebene statt und umfasst mehr als 40 Unterrichtseinheiten. Die Übung wurde verbunden mit der Frühjahrs-Gemeinschaftsübung des KBM-Bereichs Lam.
Angenommen wurde ein Betriebsunfall mit dem Austritt von Gefahrstoff auf dem Gelände des Getränkehandels Ludwig Lemberger in Lam. In der Übungsannahme hatte ein Staplerfahrer bei der Entladung eines Lkw vor der Abfüllanlage aufgrund gesundheitlicher Probleme die Kontrolle über den Gabelstapler verloren. Die Zinken des Staplers waren dabei in zwei 1.000 Liter fassende Behälter mit Reinigungsmittelkonzentraten eingedrungen. Dadurch war ein Teil des ätzenden und brandfördernden Gefahrstoffes ausgetreten.



Auch zahlreiche Zuschauer aus der Bevölkerung fanden sich am Gaberlplatz ein. „Betriebsunfall, Gefahrgut Auslaufen klein“ lautete zunächst der Einsatzbefehl für die Feuerwehren aus Lam und Arrach. Nach dem Eintreffen der Kräfte aus Lam wurde zunächst der bewusstlose Staplerfahrer von einem Trupp unter schweren Atemschutz aus dem Gefahrenbereich gerettet. Zudem wurde der auslaufende Gefahrstoff mit Auffangbehältern provisorisch gesichert. Die weitere Erkundung ergab, dass beide Behälter schwer beschädigt und daher in Bergebehälter umgepumpt werden mussten. Zur Lagebeurteilung wurde erstmals die neue Wärmebildkamera in der Funktion als explosionsgeschützte Videokamera verwendet. Die Videosequenz wurde im Einsatzleitwagen der Feuerwehr Arrach ausgelesen. Dort hatte man inzwischen die Sicherheitsdatenblätter der betroffenen Gefahrstoffe gesichtet und beurteilt.

Die weitere Einsatzplanung sah vor, dass zum Niederschlagen der Dämpfe und zur Sicherung gegen elektrostatische Aufladung ein Wasserschleier über die Austrittsstelle gelegt werden sollte. Hierzu sollte der große Wasserwerfer der FF Arrach sowie der wasserbetriebene Lüfter der FF Haibühl zum Einsatz kommen.

Da für die weiteren Einsatzmaßnahmen insgesamt ein Wasserbedarf von vier B-Leitungen ermittelt wurde, erfolgte die Nachalarmierung aller Wehren des KBM-Bereichs. Zwei B-Leitungen konnten dem örtlichen Hydrantennetz entnommen werden. Zwei weitere Versorgungsleitungen wurden vom Triebwerkskanal des Weißen Regens beim Anwesen Rossberg entlang der Arberstrasse bis zum Gaberlplatz verlegt.
Die beteiligten Feuerwehren waren dabei stark gefordert und mussten fast das gesamte verfügbare Schlauchmaterial verwenden. Nachdem die Wasserversorgung stand und somit die Schutzmaßnahmen umgesetzt werden konnten begannen die Spezialkräfte mit dem Umpumpen der Behälter.

Von den Mitgliedern der „Arbeitsgruppe Gefahrgut und Umweltschutz der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting“ kamen insgesamt drei Trupps mit Lehrgangsteilnehmern unter Chemikalien-Vollschutzanzügen zum Einsatz. Diese hatten sich in der Zwischenzeit entsprechend ausgerüstet und zahlreiches Spezialgerät aus dem Abrollbehälter der Feuerwehr Arrach einsatzbereit gemacht. Eine weitere Aufgabe bestand in der Rückhaltung des kontaminierten Wassers. Hierzu wurde ein Kanaleinlauf mit einem druckluftbetriebenen Rohrdichtkissen abgesperrt. Im künstlich erzeugten Pumpensumpf wurde eine Tauchpumpe eingesetzt und das kontaminierte Wasser in einen bereit gestellten Auffangbehälter gepumpt. Im Ernstfall würde von dort das Wasser von einem Saugfahrzeug aufgenommen und der Entsorgung zugeführt. Nach fast zwei Stunden konnte der Übungseinsatz erfolgreich beendet werden. Der Gerätewagen Atemschutz der Feuerwehr Furth i.W. stellte im Anschluss an die Übung vor Ort die Einsatzbereitschaft der Wehren mit Atemschutz sicher.

Zur Abschlussbesprechung konnte KBM Josef Pritzl annähernd 150 Einsatzkräfte begrüßen. Er zeigte sich mit dem Übungsverlauf sehr zufrieden, zumal einige schwierige Herausforderungen gemeistert werden mussten und einsatztaktische Maßnahmen erstmals ausprobiert wurden. Er bedankte sich bei allen Beteiligten, insbesondere bei Ludwig Lemberger jun. für die Bereitstellung des Übungsgeländes.
Der Lamer Kommandant Matthias Roider, der als Einsatzleiter tätig war, ließ den Übungsablauf noch einmal Revue passieren und zeigte sich mit dem Ablauf gleichfalls sehr zufrieden. In seiner Funktion als Lehrgangsleiter hatte Bernhard Hatzinger, der Leiter der Arbeitsgruppe Gefahrgut und Umweltschutz, die Übung mit Hilfe der Feuerwehr Lam organisiert. Er erläuterte im speziellen die Maßnahmen im Bereich der Gefahrgutsicherung und bedankte sich bei den Wehren Lam und Arrach für die Unterstützung bei der Planung und Durchführung der Übung.

Lams stellvertretender Bürgermeister Otto Klingseisen begrüßte ebenfalls alle Einsatzkräfte. Er hatte sich bereits vor Beginn der Übung den Ablauf und die eingesetzten Gerätschaften erklären lassen, da Gefahrguteinsätze nicht zum alltäglichen und daher bekannten Geschäft der Feuerwehren gehören. Er zeigte sich umso mehr beeindruckt davon, was hier Einsatzkräfte und Spezialkräfte an Aufwand für Ausbildung und Übung erbringen um diese schwierigen Einsatzlagen zu beherrschen.

KBI Stahl betonte, dass es sich hierbei um keine fiktive Einsatzlage handelte. Die Gefahrstoffe, die in der Übungsannahme zugrunde gelegt wurden, werden auch tatsächlich im Betrieb gelagert und verwendet. Die Tatsache, dass es nicht öfter zu Vorfällen kommt, zeigt vom verantwortungsbewussten Umgang im Alltag dieser Betriebe. Auch dass es nach einem internistischen Notfall zu einer solchen Ausnahmesituation kommt, ist nicht undenkbar. Die Übung zeigt, dass nur unter Aufbietung aller Kräfte ein derart material- und personalaufwändiger Einsatz abgewickelt werden kann. Die Übung zeigte aber auch wie erfolgreich die Arbeit in der Ausbildung, aber auch in der Beschaffung von Einsatzmitteln, in den vergangenen Jahren war. So sei ihm nicht bange, dass ein solches Ereignis auch im Ernstfall sich beherrscht werden kann. Er schloss sich den Dankesworten seiner Vorredner an und erwähnte dabei im Besonderen noch einmal das Entgegenkommen der Fa. Ludwig Lemberger bei der Organisation dieser Übung.

(Bericht und Bilder vom WebTeammitglied Matthias Roider)